Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

ich freue mich, Ihnen endlich Robert Seethalers neuen Roman zu lesen zu geben. Es ist ein besonderes Buch geworden, selbst für den Autor von Ein ganzes Leben und Der Trafikant: Große Literatur, die vollkommen frei ist von literarischen Eitelkeiten. Stattdessen ein Erzähler auf der Höhe seines Könnens, der sich etwas sehr Ambitioniertes vorgenommen hat und es mit traumwandlerischer Sicherheit umsetzt: Nämlich die Toten vom Leben erzählen zu lassen, auf eine Weise, wie es die Lebenden nicht könnten.

Das ganze Leben, das war eine essenzielle Geschichte vom Menschsein. Seethaler hat die Welt in ein abgelegenes Tal und in das Leben eines einfachen Mannes geholt. In seinem neuen Roman sind mehr als zwei Dutzend solcher Geschichten und zugleich ergeben sie, indem sie einander anstoßen wie Atome, etwas Größeres, das man erst nach und nach begreift: Ein Bild dessen, was man als menschliche Koexistenz beschreiben könnte.

Es gab schon andere Autoren, die die Toten haben sprechen lassen, doch ich kenne keinen, der diese Perspektive so ernst nimmt. Damit meine ich, dass es ein Unterschied ist, ob jemand, der am Ende seines Lebens steht, auf sein Leben blickt, oder jemand, der, wie es an einer Stelle heißt, „das Sterben schon hinter sich hat“. Vieles sieht man klarer als alter Mensch, das stimmt, aber: Man hat immer noch Interesse am Leben.

Was aber sieht man, wenn man nach dem Tod auf das Leben blickt? Darum geht es Seethaler. Und dabei gelingt es ihm, auf eine Weise vom Leben zu erzählen, dass wir mitempfinden, dass wir berührt sind, dass wir mit den Figuren hoffen, obwohl wir wissen, dass sie schon tot sind.

Für mich ist es eines der schönsten Bücher überhaupt, ein Buch, das auf seiner Einfachheit genauso beharrt wie auf seiner Komplexität, zu dem jeder ganz unmittelbar Zugang haben kann und in dem kein einziger trivialer Satz steht.

Mit herzlichen Grüßen aus Berlin

Karsten Kredel
Verlagsleitung Hanser Berlin

Wenn die Toten auf ihr Leben zurückblicken könnten, wovon würden sie erzählen? Einer wurde geboren, verfiel dem Glücksspiel und starb. Ein anderer hat nun endlich verstanden, in welchem Moment sich sein Leben entschied. Eine erinnert sich daran, dass ihr Mann ein Leben lang ihre Hand in seiner gehalten hat. Eine andere hatte siebenundsechzig Männer, doch nur einen hat sie geliebt. Und einer dachte: Man müsste mal raus hier. Doch dann blieb er. In Robert Seethalers neuem Roman geht es um das, was sich nicht fassen lässt. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem Bild menschlicher Koexistenz.

Robert Seethaler

Das Feld

Erscheinungsdatum: 04.06.2018
240 Seiten

 

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Das Feld wird ab dem 04.06.2018 als Freiexemplar in der Thaliathek verfügbar sein. Wenn Sie das Buch schon vorab lesen möchten, bestellen Sie hier bis einschließlich 13.5.2018 exklusiv Ihr digitales Leseexemplar, indem Sie das folgende Formular ausfüllen:

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